Theater als geistiger Widerstand

Der jüdische Kulturbund in Hamburg zwischen Assimilation und Ausgrenzung
Vortrag mit Dr. Barbara Müller-Wesemann
Theater & szenische Lesungen
Sonntag, 14. September 202515:00-17:30
noch unbekannt
mit halbstündiger Pause
Wir bitten um Anmeldung unter: birnbaum-blitspost@web.de

In der Zeit von 1933 bis 1941 war der Kulturbund in Deutschland die einzige Einrichtung, in der jüdische Kunstschaffende aus den Bereichen Theater, Musik, Tanz, Kabarett und Bildende Kunst unter der Aufsicht der nationalsozialistischen Behörden für ein ausschließlich jüdisches Publikum tätig sein durften. In Hamburg etablierte sich der Bund 1934 zunächst unter dem Namen „Jüdische Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft“. Neben dem Aufbau und der Struktur seiner Organisation konzentriert sich der geplante Vortrag vor allem auf die Vielfalt der Leistungen sowie das Schicksal einer Reihe von Künstlern, die den Bund mit Leben erfüllt und ihm ein unverwechselbares Gesicht gegeben haben. Die Veranstaltungen fanden zunächst im während des 2. Weltkriegs zerstörten Conventgarten an der Kaiser-Wilhelm-Straße statt, im Curiohaus sowie im Tempel in der Oberstraße und ab 1938 im neu eröffneten Jüdischen Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße, den heutigen Kammerspielen. Die Geschichte des Jüdischen Kulturbundes in Hamburg ist ein bedeutsames Paradigma jüdischer Verfolgung. Sie erzählt vom Scheitern eines dramatischen Überlebenskampfes an der Übermacht nationalsozialistischer Barbarei ebenso wie von der Selbstbehauptung und geistigen Resistenz sowohl der Kunstschaffenden als auch der Besucher angesichts der rassistischen Ausgrenzungspolitik. Vor dem Hintergrund der zunehmenden antisemitischen und rassistischen Übergriffe der Gegenwart kann sie nicht zuletzt auch als ein Weckruf an uns verstanden werden.

Innenansicht des Conventgartens, Kaiser-Wilhelm-Straße, 12.11.1935, verstärktes Kulturbund-Orchester Rhein-Main, Leitung H.W. Steinberg, Datei aus dem Bildarchiv Jüdische Geschichte online, zur Verfügung gestellt vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden

Dr. Barbara Müller-Wesemann, ehemals wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Theaterforschung und Dozentin am Institut für Germanistik II der Universität Hamburg. Sie konzipierte das Körber Studio Junge Regie auf der Suche nach Nachwuchs unter den Theaterregisseuren, welches sie seit seinem Beginn 2003 auch mitorganisiert. 1996 veröffentlichte sie das Buch "Theater als geistiger Widerstand. Der Jüdische Kulturbund in Hamburg 1934 bis 1941"; diverse Aufsätze zu jüdischen Künstlern und zur Hamburger Theatergeschichte.

Diese Veranstaltung wird finanziell gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung der Freien und Hansestadt Hamburg.