Dann war's wunderbar vermischt.

Zur neu erschienenen Übersetzung von Leyb Kvitkos Lemmel-Gedichten
Vortrag auf Deutsch / Seminar auf Jiddisch von Prof. Dr. Sabine Koller, Peter Comans
Jiddisch als SpracheLiteratur vor der Shoah
Sonntag, 12. Mai 202415:00 - 18:00
Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Karolinenstraße 35, U Messehallen
mit Pause nach einer Stunde zwischen Vortrag und Seminar
Wir bitten um Anmeldung unter: birnbaum-blitspost@web.de
Titelbild der deutschen Ausgabe Tollpatsch Lemmel

Die für die jüdische Moderne zentrale sowjetisch-jiddische Kinderliteratur ist im deutschsprachigen Raum nahezu unbekannt. Dies gilt ebenso für den jiddischen Autor Leyb Kvitko (ca. 1890/95-1952). Dank seiner Texte – in erster Linie Lyrik – gilt er als einer der federführenden Autoren der jüdischen Kulturblüte im östlichen Europa. Vor allem als Kinderbuchautor machte er sich einen Namen. Sein ursprünglicher Gedanke beim Aufbau einer Literatur für Kinder in jiddischer Sprache war es, mit einer kindlichen Weltwahrnehmung zu schreiben und zugleich die Möglichkeiten der jiddischen Sprache auszuschöpfen. In seinem reichhaltigen Schaffen für Kinder findet sich die Figur des jüdischen Jungen Lemmel, der in verschiedenen Publikationen erscheint. Die insgesamt sechs Gedichte über Lemmel, die in unterschiedlichen Längen von kurzen, prägnanten 8-Zeilern bis hin zu mehrseitigen Gedichten vorliegen, erschienen gesammelt erstmalig in einer jiddisch-deutschen Ausgabe im Oktober 2023 unter dem Titel Tollpatsch Lemmel beim Ariella Kinderbuchverlag in Berlin (Deutscher Verlagspreis 2020). Das von Caroline Emig und Sabine Koller herausgegebene Kinderbuch wurde von der israelischen Illustratorin Inbal Leitner neu bebildert. Übertragen wurden die Gedichte von Peter Comans.

Die Veranstaltung widmet sich im ersten Teil dem Autor, seinem Werk und Kontext und spürt Fragen der Übertragung aus dem Jiddischen ins Deutsche ebenso wie Fragen der Übersetzung des lyrischen Textes in die Illustration nach. In Form eines Workshops wird im zweiten Teil Leyb Kvitkos Lyrik im Vordergrund stehen: der Dialog mit dem Text als Lektüre, Analyse und Übertragung ins Deutsche.

Zum Übersetzer: Peter Comans, geboren in Bonn, hat Englisch und Geographie unterrichtet und dann seine Begeisterung für Literatur, besonders auch für Lyrik, mit seiner Freude an der jiddischen Sprache verknüpft. Er hat Lyrik und Prosa von Abraham Sutzkever, außerdem Gedichte von Anna Margolin, Kadja Molodowsky, Malka Heifetz Tussman und Rochl Korn in Deutsche übertragen. Zuletzt war er als Übersetzer am 2023 erschienenen Auswahlband der Werke Dovid Bergelsons Die Welt möge Zeuge sein. Erzählungen (Jüdischer Verlag Suhrkamp Verlag) beteiligt.

Zur Herausgeberin: Sabine Koller, geboren in Amberg (Oberpfalz), studierte Romanistik und Slavistik an den Universitäten in Regensburg, Grenoble und Sankt-Petersburg. Seit 2013 ist sie Professorin für Slavisch-Jüdische Studien an der Universität Regensburg. Sie lehrt und forscht zu jüdischen Literaturen und Kulturen im östlichen Europa. Die jiddische Literatur spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Gemeinsam mit Alexandra Polyan gab sie den Auswahlband der Werke Dovid Bergelsons Die Welt möge Zeuge sein. Erzählungen (Jüdischer Verlag Suhrkamp Verlag) heraus. Das Buchprojekt zum Tollpatsch Lemmel hat seinen Ursprung im DFG Projekt „Leyb Kvítko oder Lev Kvitkó? Ein jiddischer (Kinderbuch-)Autor zwischen jüdischer und sozialistischer Revolution".